2.5.6. Lourdesgrotte
Die Ziegelschanze, gelegen auf einer Fußverbindung von der Hauptstraße zur Münchner Straße, war einst das südöstliche Bollwerk der Rainer Stadtbefestigung. In dieser Ziegelschanze hat im frühen 20. Jahrhundert der Rainer Maurermeister Andreas Frimmer eine fromme Stiftung verwirklicht. Der 47jährige Handwerker gelobte nach einem Gehirnschlag auf dem Krankenbett, im Fall seiner Wiedergenesung eine Lourdesgrotte aus Tropfsteinen zu erbauen.
Die Vision der später heiliggesprochenen Bernadette Soubirous war in der Rainer Umgebung in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts ein sehr beliebtes Motiv in der Kirchenkunst, was unter anderem neue Kapellen in Pessenburgheim, Genderkingen und Bayerdilling unterstreichen.
Als Frimmer tatsächlich seine Gesundheit wiedererlangte, machte er sich mit seinen Söhnen Andreas und Alfons an die Verwirklichung seines Gelübdes. Die Kalksteine ließ der Stifter aus der Schwäbischen Alb aus der Gegend von Blaubeuren herbeischaffen. Finanzielle Unterstützung gewährten Rainer Geschäftsleute, Handwerker und Landwirte. Nach zweijähriger Bauzeit konnte Stadtpfarrer Karl Rieger am 10. Juli 1910 die Lourdesgrotte einweihen.
Ihre künstlerische Gestaltung ist im Nazarener-Stil gehalten. In einer hoch angebrachten Nische der Tropfsteinhöhle steht als zentrale Figur der ganzen Anlage die erhabene, jugendliche Gestalt Mariens, bekleidet mit einem hellblauen Gewand und einem weißen Mantel. Die Figur des Hirtenmädchens Bernadette auf dem Boden ist ein Ersatz für die 1984 gestohlene Originalskulptur aus der Erbauungszeit der Grotte. Das ehrwürdige Zeugnis alter Rainer Volksfrömmigkeit, von Buschwerk und Bäumen dicht umschlossen, gehört zu den idyllischsten Plätzen in der Altstadt. Noch heute werden in der Lourdesgrotte Maiandachten abgehalten. Das sonntägliche Rosenkranzgebet zur späten Nachmittagsstunde, das fromme Rainerinnen früher hier praktizierten, gehört allerdings der Vergangenheit an.
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