3.2.9. Steinmeyer-Orgel
Zum Patrozinium Peter und Paul im Jahr 1869 erklang die Orgel zum ersten Mal öffentlich. Sie war das erste „Projekt“ des musikbegeisterten Pfarrers Franz Anton Bieger, der erst im Januar 1869 die Stelle in Genderkingen angetreten hatte. Die in einem ruinösen Zustand befindliche Vorgängerorgel bewegte den auch als Komponist und als Orgelsachverständigem der Diözese tätigen Pfarrer zu schnellem Handeln. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es ihm gelungen, in nur einem halben Jahr die nötigen Gelder zu requirieren und ein neues Instrument bauen zu lassen. Die Ausführung vertraute er der damals von Georg Friedrich Steinmeyer geleiteten Orgelbaufirma in Öttingen an. Sie ist dort als op. 83 geführt und wurde später noch einmal ähnlich in Seenheim bei Bad Windsheim (op. 107) nachgebaut.
Der Kostenvoranschlag für die neue Orgel belief sich auf 900 Gulden (50.000 Euro in heutiger Kaufkraft). Der geringen Finanzkraft sind einige Kompromisse geschuldet: Von den im Werksverzeichnis aufgeführten zehn wurden nur acht klingende Register realisiert, auch ein zweites Manual war wohl geplant, wurde aber nicht gebaut. Durch Pfarrer Biegers Sachkenntnis entstand dennoch ein sehr angemessenes Instrument mit einem ausgesprochen ausgewogenen Klang. Platziert wurde die Orgel mit dem „neuromanischen“ Prospekt (so die Bezeichnung Steinmeyers) auf der unteren Empore. Ein Fresko Enderles an der Brüstung der oberen Empore (es zeigte die heilige Cäcilie) musste dafür geopfert werden.
Die historische Orgel stellt heute schönes, nahezu original erhaltenes Instrument dar. 2001 wurde sie in größerem Maß überholt. 2015 erfolgte eine grundlegende Renovierung durch die Orgelbaufirma Kubak (Inh. R. Knöpfler, Augsburg). Mit möglichst wenig Eingriffen in die wertvolle historische Substanz wurde die Orgel um acht Register ergänzt: Flautino, Terz, Octave, Nasard, Flöte, Lieblich Gedeckt, Diskant und Bass. Aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wurde auf eine Erweiterung um ein zweites Manual verzichtet. Die neuen Pfeifen wurden nicht in das historische Gehäuse eingesetzt (es wäre dafür zu klein gewesen), sondern unsichtbar hinter der Orgel aufgestellt.
Literatur
• Ein Bericht rund um den Bau der Orgel der Orgel 1869 auf den Seiten der Gemeinde Genderkingen, hier
• Über Pfarrer Franz Xaver Bieger von der Gemeinde Genderkingen, hier und hier
• Eine Übersicht der Kompositionen Franz Xaver Biegers ist hier zu finden
• Steinmeyer-Orgeln seit achtzehnhundertsiebenundvierzig, Öttingen/Bayern 1972 (ein Verzeichnis aller Orgeln der Firma Steinmeyer, zum 125. Firmenjubiläum von ihr selbst herausgegeben)
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