5.3. Geschichte des Klosters

                                                 

 

                                               Die ehemalige Klosteranlage   von Westen

 

 

 

 

 

Gegründet wurde das Kloster Niederschönenfeld durch eine Stiftung des Grafen Berchtold III. von Lechsmünd/Graisbach. Der Sage nach errichtete er es 1241 als Sühne für die während eines Kreuzzuges geraubte Tochter des Königs von Zypern, die er dann zur Frau nahm. Zur Erinnerung an den Klosterstifter steht heute noch die Stiftergedenksäule auf dem Friedhof vor der Kirche. Besiedelt wurde das Kloster von Beginen aus Burgheim, die die zisterziensische Ordensregel annahmen. Im Jahr 1254 stellte Papst Innozenz IV. die Neugründung unter den Schutz des Heiligen Stuhls und nahm sie offiziell in den Zisterzienserorden auf.

Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts stieg das Kloster durch Schenkungen und Privilegien der Könige von Bayern und des Hauses Habsburg zum viertreichsten in Bayern auf (nach Kaisheim, Tegernsee und Benediktbeuern). In den nächsten zwei Jahrhunderten wurde dem Kloster die direkte Lage an den Verkehrswegen des Donau-Lechtals zum Verhängnis: Langwierige Fehden und Kriege zwischen den europäischen Adelsgeschlechtern brachten Truppendurchzüge, Plünderungen, Kontributionen, Flucht, Enteignung, Zerstörung und notwendigen Wiederaufbau mit sich. Dies minderte den Reichtum des Klosters erheblich.

Die Entstehung der ehemaligen Wallfahrtskirche Heilig Kreuz (heute ist es die Anstaltskirche der Strafvollzugsanstalt) geht auf Ereignisse des Jahres 1646 zurück: In diesem Jahr musste der Konvent vor den Schweden und Franzosen flüchten. Damals befand sich an dem Ort, wo heute die Kirche steht, die Klosterküche. Die Laienschwester Eva versteckte vor der Flucht dort ihr Zellenkreuz und zündete davor ein Öllicht an. Nach dem Abzug der Truppen fand die Schwester bei der Rückkehr ins Kloster unter den Trümmern das Kreuz und die Kerze – unversehrt. Aufgrund dieses wunderbaren Ereignisses entstand sofort eine Wallfahrt.

Eigentlich sollte das bei der Besetzung durch Schweden und Franzosen zerstörte Kloster 1651 nach dem Westfälischen Frieden in die Stadt Rain verlegt werden. Die amtierende Äbtissin begann jedoch – mit kurfürstlicher Unterstützung – 1659 mit dem Wiederaufbau des Klosters in Niederschönenfeld. Zudem ließ der Oberbaumeister Constantin Pader, der für den Wiederaufbau des Klosters zuständig war, eine Wallfahrtskirche über der Wunderstätte errichten.

Im 18. Jahrhundert war das Kloster gezwungen, hohe Kontributionen zu leisten: zunächst an die Armeen des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden im Spanischen Erbfolgekrieg, dann an die österreichische Administration von der Schlacht von Höchstädt bis zum Frieden von Rastatt (1714). Nach der Besetzung Bayerns durch Österreich musste Niederschönenfeld laut dem „Vertrag von Niederschönenfeld“ im Jahre 1743 erneut Kontributionen bezahlen. In den napoleonischen Kriegen musste das Kloster noch einmal Einquartierungen von Soldaten über sich ergehen lassen. 1803 wurde es im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Übernahme in die Pfarrei Feldheim bewahrte es vor dem Abriss. 1834 wurde Niederschönenfeld unabhängige Kuratie. Ab dem Jahr 1849 wurden die Klosterräume als Gefängnis umgebaut, seit 1880 werden sie als Strafanstalt für junge Erwachsene genutzt.

 

Die Klosteranlage um 1700 zeigt hier ein Stich von Michael Wening.

Literatur

•    Adalbert Riehl u. a., Niederschönenfeld und Feldheim, 750 Jahre wechselvolle Geschichte, Rain a. L./Donauwörth 1990

•    Adam Horn, Werner Meyer (Bearb.), Die Kunstdenkmäler von Schwaben. V. Stadt- und Landkreis Neuburg an der Donau, München 1958 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Schwaben. V. Stadt- und Landkreis Neuburgan der Donau), S. 559–583

•    Bruno Bushart, Georg Paula (Bearb.), Schwaben, München 1989 (= Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern III: Schwaben), S. 763–766

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